Der Meraner Weinbautag bei der Kellerei Meran
in Marling
Zahlreiche Weinbäuerinnen und Weinbauern sowie Interessierte haben am Mittwoch, 7. Februar an dem Meraner Weinbautag in der Kellerei Meran in Marling teilgenommen.
Zu Beginn begrüßte Tagungsleiter Andreas Kraus die Anwesenden zu dieser traditionellen und bedeutenden Veranstaltung im Burggrafenamt. Anschließend referierte Amtsdirektor Andreas Kraus über Neuerungen im Bereich der Pflanzregelungen im Weinbau.
Dabei hob der Amtsdirektor hervor, dass nach dem Erhalt der neuen Luftaufnahmen von 2023 das Amt für Obst- und Weinbau fortlaufend die Abgrenzungen der Rebflächen überprüft und wo notwendig an die neuen gesetzlichen Bestimmungen anpassen muss. Eine Neuigkeit ab 2024 ist zudem, dass eine erfolgte Neuanpflanzung vorerst auch provisorisch in die Weinbaukartei und in den Betriebsbogen eingetragen werden kann, um schnellstmöglich Daten für die Prämienansuchen und das digitale Betriebsheft zu erhalten und es muss somit nicht mehr abgewartet werden, bis die Neuanpflanzung definitiv vermessen wurde.
Barbara Raifer vom Versuchszentrum Laimburg referierte über Wassermanagement im Zuge des Klimawandels. Ein wichtiges Thema da sich der Klimawandel zunehmend auf die Landwirtschaft und auch auf den Weinbau auswirkt. Neben dem Temperaturanstieg und den auftretenden Wetterextremen, bereitet auch der gestiegene Wasserverbrauch infolge der höheren Temperaturen und die zunehmend geringere Wasserverfügbarkeit, der Landwirtschaft zunehmend Schwierigkeiten. In Südtirol ist die Niederschlagsverteilung sehr unregelmäßig. Das Jahr 2022 wies ein deutliches Niederschlagsdefizit auf und der Winter 2022/23 war niederschlagsarm. In Teilen Südtirols blieben die Niederschlagsmengen auch im Laufe des Jahres 2023 bis Ende Oktober deutlich unter dem langjährigen Durchschnitt zurück. Für die Qualität der Trauben und der Weine ist es wichtig, dass die Reben in der Phase zwischen Blüte und Reifebeginn einem gewissen Trockenstress ausgesetzt sind. Dieser begrenzt die Beerengröße und das Triebwachstum und leitet den Aufbau von Aroma- und Gerbstoffen ein. Stärkerer Wassermangel in der Reifephase ist hingegen schädlich für die Qualität. Die Reben können dann kein Wasser mehr abgeben und sich daher auch nicht mehr kühlen. Die Traubentemperatur steigt dann über die Umgebungstemperatur an. Die Aromen „verbrennen“, die Zellatmung ist gehemmt.
Im Anschluss referierte Florian Sinn vom Südtiroler Beratungsring für Obst- und Weinbau über das Thema Rebchirurgie. Unter diesem Begriff versteht man ein Verfahren, bei dem der Rebstamm mit einer kleinen Kettensäge geöffnet wird und von Esca befallene Rebenteile und Ansammlungen von Totholz entfernt werden. Durch eine fachgerechte Reberziehung und den dazugehörigen korrekten Rebschnitt schafft man bessere Voraussetzungen für die Anwendung der Rebchirurgie zur Sanierung von Rebstöcken mit Esca-Befall. Der Südtiroler Beratungsring wendet diese Technik seit dem Winter 2016/17 an symptomatischen Rebstöcken an. In den letzten Jahren wurde diese Technik stets verfeinert und weiterentwickelt. Die Ergebnisse aus der Weinbaupraxis zeigen, dass im Durchschnitt rund 90 % der behandelten Rebstöcke den „chirurgischen“ Eingriff überleben und in den darauffolgenden sechs Jahren (von 2016 bis heute) lediglich eine Rückfallquote von 3 % besteht.
Nach einer kurzen Pause präsentierte Thomas Weitgruber vom Südtiroler Beratungsring für Obst- und Weinbau einen Überblick über den aktuellen Stand zum Thema Goldgelber Vergilbung. Nach den ersten zwei nachweislichen Fällen im Jahr 2022 im Burggrafenamt sind 2023 weitere Fälle hinzugekommen. Erstmals ist mit der Gemeinde Naturns geografisch nun auch das Vinschgau betroffen. Das Monitoring zum Markieren symptomatischer Rebstöcke, welches über das Konsortium Südtirol Wein finanziert wurde, wurde 2023 auch im Buggrafenamt durchgeführt. Thomas Weitgruber berichtete außerdem über die Erhebungen und damit zusammenhängende Datenweitergabe an die Landwirte, verschiedene Institutionen und Kellereien.
Last but not least sprach Frau Christine Mayr, Präsidentin der Südtiroler Weinakademie und Champagner-Botschafterin, über den Chardonnay. Diese Rebsorte ist nicht nur eine der weltweit am meisten angebauten, sondern bildet auch die Grundlage für einige der begehrtesten und teuersten Weißweine überhaupt. Von Kellereien und Weinbauern wegen ihrer Anpassungsfähigkeit an unterschiedliche Wachstumsbedingungen geschätzt und von Konsumenten und Weinliebhabern wegen ihrer verlässlichen Qualitäten geliebt, ist Chardonnay mittlerweile selbst zu einem Brand - einer Marke geworden. Dank ihrer delikaten, fast neutralen Aromatik ist sie für die unterschiedlichsten Vinifikationsmethoden geeignet, wobei sie vor allem bei einem dezenten Holzausbau, sowie bei der Versektung mit anschließender Hefelagerung zu beeindruckenden Höhen aufschwingt. Chardonnay ist außerdem imstande auf einzigartige Weise das Terroir, auf welchem diese Rebsorte wächst, widerzuspiegeln. Ihre stetige Verbreitung in den letzten Jahrzehnten auf über 40 Weinbauländer lässt diese Rebsorten zu eine der erfolgreichsten aufsteigen.
Anschließend fand in der Kellerei Meran in Marling eine Weinverkostung verschiedener Chardonnay-Jahrgänge statt, unter anderem konnten Interessierte den Südt. Chardonnay DOC Festival und Graf Jahrgang 2022 sowie den Südt. Chardonnay Riserva DOC „Goldegg“ Jahrgang 2012 und 2021 verkosten.
Gruppenfoto Referenten und Organisatoren:
v.l.n.r Stefan Kapfinger (Kellermeister der Kellerei Meran), Andreas Kraus (Amsdirektor Obst- und Weinbau), Christine Mayr (Präsidentin Südtiroler Weinakademie) Barbara Raifer (Versuchszentrum Laimburg), Forian Sinn und Thomas Weitgruber (Südtiroler Beratungsring für Obst- und Weinbau), Kaspar Platzer (Obmann der Kellerei Meran)
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