Weinbautag Meran in der Kellerei Meran in Marling
Zahlreiche Weinbauern und Interessierte trafen sich am Donnerstag, 6. Februar 2020 zum traditionellen Weinbautag in Marling. Sieben Referenten berichteten ausführlich über Neuentwicklungen und aktuelle Themen im Weinbau.
Christoph Wolf vom Bezirksausschuss des Südtiroler Beratungsringes begrüßte die Anwesenden zu dieser traditionellen und bedeutenden Veranstaltung im Burggrafenamt, die von der Kellerei Meran gemeinsam mit dem Südtiroler Beratungsring organisiert wurde.
Zu Beginn informierte Andreas Kraus, Amtsdirektor beim Amt für Obst- und Weinbau, über Neuerungen bei der staatlichen Zuteilung von Pflanzgenehmigungen im Weinbau. Bestätigt wurde, dass auch 2020 die unentgeltlichen Pflanzgenehmigungen aus der Weinmarktordnung im Ausmaß von 1% der Rebfläche der Provinz Bozen verteilt werden. Das entspricht insgesamt 55,2 ha. Die Gesuche werden im Zeitraum vom 17.02.2020 bis 13.03.2020 angenommen. Die höchsteinreichbare Fläche pro Antragsteller ist wie bereits 2019 auf 3.000 m² beschränkt.
Neu ist, dass vorab vom Antragsteller ein Formular der „Interessensbekundung“ vollständig und korrekt ausgefüllt werden muss. Der Antragsteller muss im Moment der Interessensbekundung über eine gültige PEC-Email Adresse verfügen und für seinen landwirtschaftlichen Betrieb ein Mandat bei einer landwirtschaftlichen Dienstleistungsstelle (z.B. Bauernbund, „Coldiretti“) aufweisen können.
Besonders wichtig ist laut Herrn Kraus auch die verpflichtende Vorgabe, dass die Rebanlagen nach Ablauf von drei Jahren verwirklicht werden müssen, ansonsten drohen hohe Verwaltungsstrafen.
Arno Schmid vom Versuchszentrum Laimburg, sowie Lukas Vigl Egarter von der EURAC Research, berichteten über die gelände-klimatische Bewertung der Weinbauflächen in Südtirol, denn die Klimaveränderung hat längst auch im Südtiroler Weinbau Einzug gehalten. Während derzeit bestehende Anbaugebiete in Zukunft vielleicht zu warm sein könnten, dürfte in anderen Zonen der Weinbau erst durch den Klimawandel möglich werden. In Bergregionen könnten sich diese neuen Gebiete in höheren Lagen befinden.
Das vom Europäischen Regionalfond finanzierte Interreg-Projekt REBECKA (Rebsorten- und Weinbauflächen-Bewertungsmodell unter Berücksichtigung der Auswirkungen und Chancen des Klimawandels in den Alpen) hatte zum Ziel, ein Bewertungsmodell für den Südtiroler und Kärntner Weinbau zu erstellen, anhand dessen die Weinbaueignung aller landwirtschaftlich genutzten Grundparzellen in den Regionen ermittelt werden kann.
Anschließend informierte Paul Hafner vom Südtiroler Beratungsring über den ungewöhnlich starken Mehltaubefall im letzten Weinbaujahr. Die Witterung mit hoher Luftfeuchtigkeit im Juni und Juli 2019 begünstigte das Aufkommen dieses Schadpilzes. Starkes Rebenwachstum in einigen
Rebanlagen trug ebenso seinen Teil bei. In manchen Anbauzonen gab es beachtenswerte Ausfälle und in vielen Anlagen mussten, verbunden mit hohem Aufwand, befallene Traubenteile ausgeschnitten werden. Ungewöhnlich war, dass der Schadpilz nicht in den klassisch mehltaugefährdeten Zonen am stärksten aufgetreten ist.
Immer wieder kam es in den letzten Jahrzehnten zu Jahren mit stärkerem Befall. In einer entsprechenden Analyse zeigt sich deutlich, dass Jahre – in dem im Vorjahr ein stärkerer Spätbefall zu verzeichnen war – und Jahre mit optimalen Witterungsbedingen für den Pilz um die Blütezeit, mehr Probleme mit sich bringen.
Die im Referat aufgezeigten Punkte zur Biologie des Pilzes und den Risikofaktoren im Anbau gaben dem Weinbauer wichtige Informationen, um den Pilzdruck in den eigenen Anlagen in Zukunft besser einschätzen zu können.
Nach einer kurzen Pause, die für einen regen Austausch zwischen den Anwesenden genutzt wurde, unterrichtete Florian Haas vom Versuchszentrum Laimburg die Interessierten wie die Bodenfruchtbarkeit im Weinbau gemessen und gesteuert werden kann. Ein gesunder, fruchtbarer Boden bildet die Grundlage für eine qualitativ hochwertige Traubenproduktion Der Gehalt an organischer Substanz bzw. Humus ist dafür ein wichtiger Indikator. Einsaaten von Gründüngungspflanzen in die Fahrgasse ist deshalb sowohl für den Erhalt, als auch für den Aufbau von Humus eine bereits weitreichend gängige Technik.
Am Versuchszentrum Laimburg wurden seit 2009 Anpassungen dieser Anbautechnik an die Südtiroler Bedingungen erfolgreich erprobt. Florian Haas stellte allen Anwesenden die Ergebnisse der durchgeführten Studien zur nachhaltigen Förderung der Bodenfruchtbarkeit im Weinbau vor.
Zum Abschluss berichtete Gerd Innerebner vom Versuchszentrum Laimburg, gemeinsam mit Raffael Peer vom Südtiroler Beratungsring, über Neuerungen bei der Applikationstechnik von Pflanzenschutzmittel. Ziel von Pflanzenschutzbehandlungen ist die Gesunderhaltung der Weinreben, um einen Ertragsausfall zu verhindern und die Qualität zu sichern. Damit die Wirkstoffe auch möglichst nur die Zielfläche erreichen, ist die Landwirtschaft stets bestrebt die innovativste Technik einzusetzen. Derzeit ist die Benutzung von luftansaugenden Injektordüsen eine vielversprechende Lösung, um Abdrift zu vermeiden. Die mit diesen Düsen erzeugten Tropfen sind größer und damit weniger von Abdrift betroffen. Die gesetzlichen Bestimmungen Südtirols sehen deshalb seit Jänner 2020 nur noch luftansaugende Injektor-Flachstrahldüsen, sowie einen Gebläse oder Gestängeaufbau, vor.
Eine alternative Applikationsmethode zum Sprühgerät könnte in Zukunft die stationäre Applikation von Pflanzenschutzmitteln sein: Die Wirkstoffe werden dabei durch fix in der Rebzeile montierte Düsen ausgebracht.
Bei der anschließenden Verkostung wurde eine erlesene Auswahl verschiedener Weißburgunder der Kellerei Meran, sowie eine Vertikalverkostung der Vernatsch-Topselektion „Fürst“, präsentiert und die zahlreichen Weinbauern konnten sich noch ausgiebig über die neuen Anregungen und Informationen austauschen.
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Gruppenfoto Referenten und Organisatoren
v.l.n.r hinten: Christoph Wolf, Thomas Weitgruber, Arno Schmid, Lukas Vigl Egarter
v.l.n.r. vorne: Kaspar Platzer, Paul Hafner, Raffael Peer, Florian Haas, Andreas Kraus, Gerd Innerebner, Stefan Kapfinger
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