Der Meraner Weinbautag bei der Kellerei Meran
in Marling
Zahlreiche Weinbauern und Interessierte haben am Mittwoch, 8. Februar an den Meraner Weinbautag in der Kellerei Meran in Marling teilgenommen.
Zu Beginn begrüßte Tagungsleiter Andreas Kraus die Anwesenden zu dieser traditionellen und bedeutenden Veranstaltung im Burggrafenamt, die nach den Pandemiejahren das erste Mal wieder in Präsenz in der Kellerei Meran in Marling stattgefunden hat. Anschließend referierte Amtsdirektor Andreas Kraus über Neuerungen im Rahmen der europäischen Weinmarktordnung.
Das aktuelle Genehmigungssystem wird bis 2030 verlängert, wobei eine Ausweitung bis 2045 durchwegs in Betracht gezogen werden kann. Im Zeitraum zwischen 2028 und 2040 werden zusätzlich Zwischenbewertungen durchgeführt, um das System, wenn notwendig, den jeweiligen Gegebenheiten anzupassen. Was die Wiederbepflanzungen derselben Fläche betrifft, so wurde der Zeitraum zwischen Genehmigung und Verwirklichung der Wiederbepflanzung von 3 auf 6 Jahren erhöht, falls dies auf dem gleichen Standort geschieht, auf dem auch gerodet worden ist. Des Weiteren wurden die Sanktionen auf die im Jahr 2022 ausgelaufenen Genehmigungen gestrichen. Dies betrifft sämtliche Pflanzgenehmigungen vom Jahr 2019, sowie die verlängerten Pflanzgenehmigungen von 2017 und 2018.
Zurzeit ist eine Bearbeitung aller Rebflächen in Südtirol im Gange. Das neue Staatsdekret besagt, dass die mit Reben bepflanzte Flächen durch die äußere Begrenzung der Rebstöcke abgegrenzt sein müssen, zu der ein Pufferstreifen in der halben Breite des Reihenabstand hinzukommt. Aus diesem Grunde können sich Änderungen der bereits bestehenden Weinbauflächen ergeben.
Die Einreichfrist der Interessensbekundung für die Erteilung der Genehmigung zur Neupflanzung von Rebstöcken läuft in diesem Jahr vom 1. Februar bis 22. März 2023.
Im Anschluss referierte Georg Niedrist vom Institut für Alpine Umwelt (Eurac Research) über die Folgen des Klimawandels in Südtirol. Der Sommer 2022 gab einen deutlichen Einblick in die Zukunft. Grundlegende Aspekte der Klimakrise, wie Ursachen, Auswirkungen und Vermeidungsmöglichkeiten sind inzwischen der breiten Öffentlichkeit bekannt. Trotzdem wirken Begriffe wie das „1.5° Ziel“ oder „zunehmende Wetterextreme“ für viele noch sehr abstrakt und weit entfernt. In diesem Vortrag wurde am Beispiel der Witterung des Jahres 2022 aufgezeigt, wie man sich das zukünftige Klima vorstellen kann und welche Aspekte dabei den Weinbau betreffen. Neben der Temperaturerhöhung wurden Spätfrostrisiken, Extremniederschläge, Trockenheit und Hagelschlag anhand lokaler und internationaler Forschungsergebnisse beschrieben. Abschließend zeigte Herr Niedrist den Teilnehmern die Hebelpunkte auf mit denen der Sektor Weinbau, aber auch jede/r Einzelne, ansetzen kann, um dem Ziel der Klimaneutralität näher zu kommen.
Frau Barbara Raifer vom Versuchszentrum Laimburg erläuterte in ihrem Referat wie sich extreme Wetterphasen auf die Reben auswirken können. Die physiologische Störung der „Traubenwelke“ trat 2022 wieder vermehrt in Südtirol auf und verursachte gebietsbezogen hohe Ertragsausfälle, insbesondere bei den Sorten Sauvignon Blanc und Gewürztraminer. Der kritische Zeitraum für die Entstehung dieser Störung liegt um den Reifebeginn. Im Fruchtfleisch der Beeren, beginnend in der unteren Traubenhälfte, sterben erste Zellen vorzeitig ab. In der Folge wird die weitere Reifeentwicklung gestört und die Zuckereinlagerung ausgesetzt, wodurch die Beeren sauer und herb bleiben. Die betroffenen Trauben sind folglich nicht für die Weinbereitung geeignet. Es hat sich gezeigt, dass ausgeprägte Hitzephasen im Juli, vor Reifebeginn, dieses Phänomen verstärken. Besonders große Ausfälle sind zu erwarten, wenn auf dieser Hitzephase um Reifebeginn eine Niederschlagsphase folgt. Abschließend wurden geeignete Maßnahmen aufgezeigt, um das Auftreten der Störung bestmöglich zu begrenzen.
Einen Überblick zum aktuellen Stand der Vergilbungskrankheiten im Burggrafenamt zeigte Thomas Weitgruber vom Südtiroler Beratungsring für Obst- und Weinbau auf. 2022 wurden die ersten zwei nachweislichen Fälle von „Goldgelber Vergilbung“, eine melde- und rodungspflichtige Krankheit, im Burggrafenamt festgestellt. Weiters ging er in seinem Vortrag auf die Erkennungsmerkmale der Vergilbungskrankheiten, dem Monitoring im Burggrafenamt und Vinschgau, sowie auf die landesweite Situation ein. Am Ende wurde noch auf die getätigte Aufklärungsarbeit, sowie die notwendigen Regulierungsmaßnahmen eingegangen.
Zu den neuen Beratungsangeboten des Südtiroler Beratungsrings zählen 2023 neben Online-Flurbegehungen auch zahlreiche Webinare zu verschiedenen Fachthemen, sowie Kleingruppenberatungen zu den Themen Reberziehung und Schnitt.
Beim letzten Vortrag von Raffael Peer vom Südtiroler Beratungsring für Obst- und Weinbau ging es um die mechanische Unterstockpflege. Aktuell stellt die im Südtiroler Weinbau gepflegte, traditionelle Dauerbegrünung in Kombination mit einer Tropfbewässerung eine sehr umweltfreundliche und ressourcenschonende Bewirtschaftungsform dar. Die sehr unterschiedliche Geländeformen samt Hangneigungen innerhalb der Weinberge stellen jedoch bei der mechanischen Unterstockpflege eine riesige Herausforderung dar und bringen selbst speziell für diesen Bereich entwickelte Geräte an ihre Limits. Das alleinige und zu häufige Abmähen der Gräser über mehrere Jahre im Unterstockbereich, kann das Wachstum der Reben stark beeinflussen. Bereits seit Jahren sind deshalb Forschung, Beratung und Praxis auf der Suche nach geeigneten Geräten bzw. Strategien, um den Unterstockbereich im Weinbau so schonend aber gleichzeitig effizient als möglich zu bewirtschaften. Viele neue Geräte wurden entwickelt oder von anderen Kulturen im Weinbau übernommen und integriert. Im Referat werden die Stärken und Schwächen dieser Geräte im Praxiseinsatz beschrieben und den Weinbauern unterschiedliche Bewirtschaftungsmöglichkeiten des Unterstockbereiches aufgezeigt.
Anschließend fand in der Kellerei Meran in Marling eine Weinverkostung verschiedener Weine und Jahrgänge statt, unter anderem konnten Interessierte den Südt. Weißburgunder Riserva „Tyrol“ 2020, den Südt. Sauvignon Blanc Riserva „Mervin“ 2018, den Südt. Lagrein Riserva „Segen“ 2018 und den Südt. Vinschgau Blauburgunder 2021 verkosten.
Gruppenfoto Referenten und Organisatoren:
v.l.n.r Michael Haller (Weinbeauftragter der Kellerei Meran), Stefan Kapfinger (Kellermeister der Kellerei Meran), Barbara Raifer (Versuchszentrum Laimburg), Andreas Kraus (Amsdirektor Obst- und Weinbau), Raffael Peer, Thomas Weitgruber und Hansjörg Hafner vom Südtiroler Beratungsring für Obst- und Weinbau
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