Ein Psairer Unikat: Der Wirt "Fontana Flour" - Gourmet Südtirol

EIN PSAIRER UNIKAT: DER "FONTANA FLOUR"

 

Alle kennen den Fontana Florian/Flour: ob im Passeier, im Pustertal oder im Ausland. Legendär seine Auftritte ohne Schuhe, und das selbst im Winter! Dazu trägt er immer eine originale Lederhose und auch für einen humorigen, freundlichen Plausch hat der vielbeschäftigte und umtriebige Wirt immer Zeit!

 

Wir haben mit dem Flour ein kleines Interview geführt, eine kleine Reise über seinen Werdegang als Wirt, Bierbrauer und neuerdings auch Weinproduzent, sozusagen.

 

Flour, du bist ja seit vielen Jahren in der Gastwirtschaft tätig. Alles begann in der Pizzeria Brückenwirt in St. Leonhard, wo Du auch selbst die Pizza gemacht hast. Wie kamst du und deine Familie auf die Idee im Martinerhof in St. Martin auch hauseigenes Bier zu produzieren und anzubieten?

In unserem Stammhaus, dem Brückenwirt bei St. Leonhard, hatten wir vor vielen Jahren mit einer kleinen Bierbrauerei begonnen und da meine Frau und ich schon immer gern auch ein Hotel geführt hätten und der Martinerhof in St. Martin sich hierzu als idealer Betrieb anbot, haben wir mit der Unterstützung unserer Kinder diesen vor 10 Jahren gekauft. (Der Martinerhof sollte damals zu Wohnungen umgebaut werden und das Traditionsgasthaus somit nicht mehr existieren). Allerdings wollten wir von Anfang an etwas Besonderes schaffen, nämlich ein Brauhotel mit hauseigener Bierbrauerei - dieses ist bis heute italienweit das Einzige und vielleicht auch deshalb so beliebt. Gleichzeitig fanden unsere Kinder durch unsere betriebliche „Aufstockung“ auch ihre Bestimmung, da der Brückenwirt auf Dauer für alle sicherlich zu klein geworden wäre. So führen meine Frau mit ihrem Bruder und ich heute den Martinerhof und unser Sohn .... den Brückenwirt.

 

Was muss man beim Bierbrauen in Südtirol denn beachten und was macht für Dich ein gutes Bier aus?

Beim Bier sind die Ingredienzien und vor allem das Wasser sehr wichtig. Im Passeiertal, wie auch in vielen Teilen Südtirols, ist das Wasser sehr weich, sprich kalkarm, dies harmoniert sehr gut mit dem Malz. Unsere Zutaten kommen bis heute hauptsächlich aus Bayern, aber schon seit einem Jahr bauen Bauern aus dem Vinschgau für uns Malz an und die Qualität von diesem ist sehr hoch. Auch bezüglich des Anbaus vom Hopfen sind wir schon im Gespräch mit Südtiroler Bauern, damit wir in ein paar Jahren das erste „rein“ Südtiroler Bier brauen können. Unser Bier wird auch nach dem deutschen Reinheitsgebot gebraut, welches letztes Jahr 500 Jahre alt wurde und das älteste Lebensmittelgesetz auf der Welt ist. 

 

Machst du auch selbst manchmal noch die Pizza?

Am Mittag mache ich immer die Pizza und auch sonst helfe ich oft am Abend unserem Pizzaiolo aus oder springe ein, wenn dieser frei hat. Ich empfinde das auch nicht als Arbeit, es ist vielmehr mein Leben und macht mir immer noch sehr viel Freude, wenn ich sehe, dass unsere Kunden gern meine Pizza essen und das

wird auch sicher den Rest meines Lebens so bleiben. Meine Frau ist deshalb auch manchmal „a bissele“ zornig mit mir, weil ich soviel Zeit im Betrieb verbringe.

Aber ich sage dann immer zu ihr: unsere Restaurantstube ist mein Wohnzimmer, da kommen mich Menschen besuchen, da lebe ich auf und habe viel Spaß.

Daheim im Wohnzimmer tue ich ja nur rasten, im Wohnzimmer im Martinerhof lebe ich auf.

 

Im Unterwirt in St. Martin beschreitet Ihr hingegen für das Passeiertal nun einen komplett neuen Weg: ihr baut selbst Wein an habt auch seit

2012 eine kleine Kellerei. Wie kam es dazu?

Auch bei diesem Thema spielte das Heranwachsen unserer Kinder eine große Rolle. Bei vier Kindern und noch aktiven  Eltern und Onkel, brauchte es auch dieses Mal neue und größere Herausforderungen. Und da auch der Unterwirt in St. Martin um diese Zeit verkauft werden sollte und wieder Wohnungen entstehen hätten sollen, bot uns der damalige Besitzer Ubald Pichler, der Onkel meiner Frau, uns diesen zum Verkauf an, damit wir ihn als Gasthaus weiterführen. Wir hatten uns bis dahin gerade vom Kauf des Martinerhofs erholt und so stimmten wir zu. Gerade die Erhaltung des Unterwirts lag uns sehr am Herzen, da dieser Traditionsbetrieb im Zentrum von St. Martin doch seit Jahrhunderten eine Institution war. Schon die Schwester von Andreas Hofer war hier Wirtin und auch der Leichenschmaus, das „Piitschn“ zu Ehren Andreas Hofer, wurde im Unterwirt abgehalten. Nach dem Wegfallen des Oberwirtes wäre mit der Auflösung des Unterwirtes nur noch der Mitterwirt als Gastlokal in St. Martin übrig geblieben. Dies hätte sicherlich zu einem weniger lebendigen Dorfleben geführt, dem wollten wir als eingefleischte Gastwirtefamilie entschlossen entgegen treten. Aber auch hier wollten wir nicht einfach ein "normales" Hotel mit Gastbetrieb weiterführen und da ich Wein ebenso gern habe wie Bier und es im Passeiertal bis vor 200 Jahren auch Weinäcker gab, kam uns die Idee, dies mit dem Unterwirt zu verbinden und diese alte Anbau-Tradition wieder aufleben zu lassen.

 

Die Temperaturen und das milde Klima sowie die niedrige Höhe hier in St. Martin lassen die Reben auch hier sehr gut wachsen und wir haben bereits den ersten Wein gemacht: einen Solaris und einen Zweigelt. Diese Idee, von meinem Sohn Benjamin und seinem Kellermeister Konrad Pixner, der Produktion eines puren Passeirer Weines wurde bis jetzt auch schon von anderen Bauern aufgegriffen und so entstanden weitere Weinanbauflächen - hier kaufen wir dann den Bauern die Trauben ab und verarbeiten diese zusammen mit unseren zu Wein. Somit kann es leicht sein, dass wir in den kommenden Jahren immer mehr Weinäcker sehen werden, das freut uns natürlich sehr, dass unsere Idee solch schöne Früchte trägt, sind Weinäcker doch auch optisch eine Aufwertung für die Landschaft.

 

Stehst du immer noch jeden Tag um 5 Uhr früh auf und machst das Frühstück für die Gäste und putzt barfuss mit dem Wasserschlauch die Terrasse?

Ich fange täglich schon um 4 Uhr an mit dem Vorbereiten des Frühstückbuffets. So habe ich nebenbei den Überblick in der Küche, schaue mir alle Kühlschränke und Arbeitsbereiche an und kann im Fall auch Einfluss nehmen für Verbesserungen. Auch die Terrasse wird von mir jeden Tag mit dem Wasserschlauch ordentlich gereinigt. Ich habe immer schon zu meiner Frau gesagt: wenn wir mal ein Hotel übernehmen, dann werde ich der Frühstückskoch - und so ist es bis heute geblieben. Auch diese Arbeitszeiten passen mir sehr gut, die „Jungen“ machen heute die Nachtschichten, so wie ich früher im „Bruggenwirt“ und ich bin heute der, der als erster den Betrieb betritt und alles wieder ordentlich herrichtet.

 

Wie im Intro bereits geschrieben, bist du dafür bekannt, gern barfuß zu laufen. Was hat es damit auf sich und stimmt es, dass du das bei jeder Witterung machst?

Ja, das stimmt, außer beim Pizza machen und beim Frühstück, bin ich fast immer barfuß unterwegs. Ich fühle mich barfuß sehr wohl und es hat auch seinen Grund:

ich wurde zweimal bereits an den Bandscheiben operiert und zudem hatte ich hinter den Zehen jahrelang Entzündungen die ich nicht mehr los wurde. Nach etlichen Arzt- und Orthopädenbesuchen sagte mir dann ein bekannter Innsbrucker Orthopäde, dass ich es doch mal barfuß probieren soll, das könnte mir Linderung bringen. Und genauso war es, nach 3-4 Wochen war ich schmerzfrei, hatte keine Entzündungen mehr und auch nie wieder Erkältungen oder sonstiges. Mein Immunsystem wird durch die verschiedenen Witterungen und Temperaturen ständig animiert und auch Fußmassagen kann ich mir so sparen, da meine Füße „laufend“ massiert werden.

 

Was sicher viele Leser interessieren wird: gewöhnt man sich an das barfuss laufen oder ist das manchmal auch gefährlich?

Natürlich verletzte ich mich auch manchmal, aber man wird automatisch vorsichtiger und der Mensch hat ein gutes Präventionssystem. Sobald ich auf etwas

Spitzes oder zu Hartes auftrete, fährt der Fuß reflexartig hoch. So kann eigentlich nie schlimmeres passieren und die Vorteile überwiegen für mich klar die Nachteile.

 

Früher warst Du ein Fussballheld. Bist du heute auch noch mit dem Verein aus St. Martin verbunden oder spielen deine Kinder?

Aktiv spiele ich schon länger nicht mehr, allerdings bin ich noch Kindertrainer, was ich auch über 15 Jahre sehr intensiv schon gemacht hatte und dieses Jahr im

Winter möchte ich die ganz Kleinen, die noch nicht in die Schule gehen, in der Turnhalle ein wenig zum Fußball spielerisch führen und trainieren. Hier sind

auch schon meine Enkelkinder dabei, deshalb macht mir das natürlich sehr, sehr viel Freude! Meine Kinder spielen jetzt auch nicht mehr, da sie teilweise durch die Betriebe stark vereinnahmt sind. Ansonsten unterstützen wir nach wie vor den Verein mit Sponsoring und auch sonstiger Unterstützung, da wir das als kleines

Dankeschön sehen und die Wichtigkeit von solchen Vereinen unterstreichen wollen, da diese für alle Kinder, für ihr soziales Wachstum, so wichtig sind.

 

Hast du noch viele Pläne und wenn ja, möchtest du uns einen verraten?

Ja, ich habe noch viele Pläne (schmunzelt) und einen ganz speziellen noch dazu, welcher in nächster Zeit auch wahrscheinlich realisiert werden wird. Konkretes möchte und kann ich dazu noch nicht sagen, nur dass es wieder eine Besonderheit für das Passeiertal werden wird und somit etwas Außergewöhnliches.

Es wird auf jeden Fall wieder etwas gastronomisches werden, auch das passende Lokal hätte ich schon gefunden, aber wie gesagt, es ist noch zu früh um hier Konkretes zu verraten. Zudem haben wir einen neuen Hof, den Brunnerhof oberhalb von Quellenhof, vielleicht dass wir hier noch das eine oder andere machen in Zukunft, aber auch das ist noch nicht spruchreif. Vielleicht dann in fünf Jahren, wer weiß das schon, was noch alles kommt.

 

Wir bedanken uns recht herzlich für das interessante Gespräch und wünschen

weiterhin der gesamten Familie viele zufriedene Gäste!

 

Fotos: Staschitz Günther, Klaus Peterlin, Qualität Südtirol, Kalesch


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Kommentare: 2
  • #1

    Wilfried Krueger (Mittwoch, 07 November 2018 10:17)

    Guten Tag,
    ein großes Lob Frau Pfitscher,
    genauso wie sie berichten erleben wir Flour jedesmal im Urlaub. Ihre Ausführungen sind klasse.
    Die Familie Fontana Schweigl ist für uns ein Traum. Vorbildlich zeigen sie Teamfähigkeit, das "Wir" Gefühl, grandiose Kundenorientierung und einen beispiellosen Service im Familienbetrieb. Der Kunde ist König, egal ob beim Brückenwirt, beim Unterwirt oder im Brauhotel, überall wird man super verwöhnt. Die Lebensmittel sind aus regionalen Betrieben frisch auf den Tisch. Uns als Schwaben, zur Zeit lebend in Norddeutschland schmeckt es vorzüglich.
    Kurz gesagt: Alto Adige, Südtirol das Passeiertal ist eine Reise wert.
    Vielen Dankk für den authentischen Bericht.

    kruegewi@googlemail.com

  • #2

    Helmut Oberhoeller (Montag, 16 Dezember 2019 06:47)

    Wir können uns den Berichten über die
    herzliche Bewirtung und Unterbringung
    im Martinerhof anschließen,auch wurde meiner Frau gleich spontan bei der Suche
    nach Südtiroler Verwandschaft meiner
    Seite her geholfen (Ahnenforschung
    Fam.Oberhöller).Wir kommen im Jahr
    mindestens 2-3 mal in den Martinerhof zum
    entspannen,das sagt eigentlich alles über
    Gastfreundlichkeit aus.Macht weiter so.
    Fam.Helmut Oberhöller aus Hessen,der nächste Urlaub ist schon wieder geplant bei
    Familie Fontana Schweigl

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